-gs- LAER/HORSTMAR. Dass im Fußball ums Prestige, um die Vorherrschaft in einer Stadt oder – im simpelsten Fälle – einfach um Punkte gespielt wird, dürfte allen Fans des runden Leders geläufig sein.

Dass um einen Bahnhof gekickt wurde, dürfte lediglich eine regionale Stilblüte aus grauen Fußballzeiten gewesen sein. Sogar einen Pokal gab es für den Sieger (siehe Bild). Der verstaubt allerdings mittlerweile in den Katakomben des Laerer Ver-einsheimes, denn der Anlass dieser fußballerischen Auseinandersetzung ist inzwischen von der Bildfläche verschwunden. Den Bahnhof gibt es schlicht und einfach nicht mehr. Heute verläuft dort die Radbahn.

Der Hintergrund jahrelangen Zwists zwischen der Stadt Horstmar und der Gemeinde Laer stand bis zum Ende des 20. Jahrhunderts (1994) genau auf der Grenze dieser beiden Orte, verbunden mit der Frage: Wem gehört der Bahnhof? „Wenn Horstmar gegen Laer spielte, ging es schon immer um den Bahnhof. Das war schon vor 60, 70 Jahren so“, erinnert sich der Horstmarer Manni Eppenhof und ergänzt: „Das endete nicht selten in Schlägereien nach dem Spiel.“ Fritz Frie vom TuS Laer kann dies nur bestätigen: „Das kam schon mal vor. Der Pokal ist zwar 1978 anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Tus und seiner Verbundenheit zu Germania Horstmar gestiftet worden. Aber Verbundenheit herrschte zwischen beiden Vereinen keineswegs mer.“ im Ewald Dreckmann, Heinz Kläver, Anton Frieling, Heinz Tenbrüggen und Ludwig Sommer, so hat es Frie in einer Vereinsschrift der Null-achter herausgefunden, haben den Pokal gestiftet. Fünf Mal sollte „freundschaftlich“ ein Spiel zwischen beiden Teams ausgetragen werden. Wer drei Mal gewinnt, der sollte den Pokal behalten dürfen. Und natürlich ging auch der Bahnhof in den Besitz“ des entsprechenden Ortes über.

Im ersten Spiel siegte der TuS mit 1:0, „zwei weitere Partien gingen unentschieden aus, wurden aber im Elfmeterschießen ebenfalls von den Laerern gewonnen“, er-ihnen sich Dieter Treus vom TuS Laer. Womit der Bahnhof in dieser Saison (78/79) an die Nullachter ging – ob wirklich vollkommen friedlich, ist nicht überliefert.

Westfälische Nachrichten

27.11.2020